27.10.2011

Anschaffungsfibel II - Züchter vs. Privat-Vermehrer

Züchter gibt es wie Sand am Meer.
Aktuell gibt es z.B. 1.277 eingetragene Maine Coon Züchter (http://www.high-crime.org/lms3/) in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ein Züchter hat sich im günstigsten Falle sehr lange mit dem Zucht-Gedanken beschäftigt BEVOR er losgelegt hat. Er trägt einen Kopf voll Wissen über Genetik, Rassestandards, Gesundheit, richtiger Haltung, gesunder Ernährung usw mit sich herum.
Ein Züchter weiß einfach genau was er tut und kann das auch erklären.
Ein Züchter sucht sich die Käufer genau aus, berät sie und hat auch nach dem Verkauf noch ein persönliches Interesse am Leben seiner Nachzucht.
Die Tiere eines richtigen Züchters haben alle ausnahmslos Stammbäume und Papiere des Vereins, in dem der Züchter eingetragen ist.
Ein seriöser Züchter lässt seine Zuchtkatze höchstens 1x jährlich werfen, maximal 3x in 2 Jahren. 
Er ernährt seine Katzen gesund mit hochwertigem Nassfutter oder idealerweise mit BARF, die Kitten werden ebenso daran gewöhnt. Er klärt auch die Käufer über die Wichtigkeit von gesunder Ernährung auf.
Und ein seriöser Züchter gibt seine Kitten nicht vor der 12. Lebenswoche ab, idealerweise erst ab der 16. Woche. Außerdem vermittelt er seinen Nachwuchs nicht in Einzelhaltung und nur zu passenden Artgenossen (Keine Kitten zu Seniorenkatzen usw). Die Kitten sind bei der Abgabe 2x geimpft und entwurmt. Es wird ein Vertrag geschlossen und alle Papiere des Tieres gehen in den Besitz des Käufers über. Alle Kitten haben gültige Stammbäume.
Idealerweise sind die Kitten frühkastriert bzw es existiert eine Vertragsklausel die eine baldige Kastration vorschreibt sowie dem Käufer verbietet mit einem Liebhabertier zu züchten.
Außerdem behält sich der Züchter ein Vorkaufsrecht vor, falls der Käufer mal in die Lage kommen sollte, sich nicht mehr ausreichend um das Tier kümmern zu können und es abgeben muss.
Der Züchter lässt seine Tiere medizinisch überwachen und kann immer Gesundheitsnachweise vorlegen! Regelmäßige Schalls und sonstige Untersuchungen sind Pflicht.
Ein Züchter züchtet nur mit gesunden Katzen, die Linien sind alle frei von genetischen Krankheiten.
Eine seriöse Zucht ist transparent, Fragen von Interessierten werden in der Regel offen beantwortet, denn man hat als Züchter eigentlich nichts zu verbergen.


Alles andere sind Vermehrer.
Vermehrer findet man überall. 
Sie lassen ihre Katzen aus verschiedenen Gründen nicht kastrieren, viele wollen Geld machen, viele interessiert es nicht, andere wissen es nicht besser und wieder andere denken sie meinen es besser als Züchter, denn Züchter sind voll plöde weil sie ungerechtfertigter weise total übertrieben viel Geld verlangen und dabei denken sie wären was besseres als der kleine Mann mit seinen getigerten Hauskatzen-Babys ... *palabber*
Vermehrer verschenken ihre Katzen oder verlangen einen für andere Leute nachvollziehbaren Unkostenbeitrag von 50-300€. 
Ein Vermehrer kann im seltensten Falle nachweisen, dass seine Katzen absolut gesund (FIV und FelV negativ getestet, geimpft, entwurmt, auf HCM/PKD/HD/etc geschallt usw) sind, vor allem wenn die Elterntiere keine Papiere haben, denn so weiß keiner was genetisch in den Kitten drin steckt. Aber man lässt sich ja gerne überraschen.
Ein Vermehrer hat meist null Ahnung von Genetik. Er setzt gern eine Langhaarkatze (z.B. Maine Coon, Birma usw) auf einen Kurzhaarkatze und macht ein langes Gesicht wenn keine langhaarigen Kitten dabei heraus kommen. Oder er setzt eine Maskenkatze (Birma, Siam etc) auf eine Tabbykatze (getigert...) und ist am Ende total enttäuscht, weil alle Katzen getigert sind und keine Point-Zeichnung tragen.
Ein Vermehrer prangert seine Mix-Kitten in den Verkaufsanzeigen gerne als "absolut besonders" an, weil die Eltern zwei verschiedenen Rassen angehören. Oder er erfindet eine Rassezugehörigkeit: Whiskas-Katze / BKH-Mix, Perser-Mix, American Shorthair-Mix, Siam-Mix, wenn die Kitten zufällig ein Merkmal dieser Rassen tragen (Plüsch-Fell, blaue Augen, Classic-Tabby, Silber usw).
Vermehrer handeln oft widerrechtlich wenn sie Nachwuchs mit Liebhabertieren produzieren, die zwar Papiere besitzen aber deren Verträge so etwas eigentlich verbieten.
Ein Vermehrer lässt sich selten belehren.
Vermehrer erzählen ihren Käufern gerne die wildesten Geschichten:
"Der Wurf war nicht geplant, sie ist uns entwischt!"
"Die Kitten fressen selbstständig, 6 Wochen ist genau das richtige Abgabealter!"
"Wir ziehen um, die Kätzchen können nicht mit!"
"Der Vater ist ein Maine Coon, ganz sicher, aber ist grad nicht da, tut mir leid!"
"Die Mutter ist eine reinrassige Birma, vielleicht kommt das braune Gesicht erst mit der Zeit!"
"Nein, dass ist ein Gerücht, dass weiße Katzen taub sind!"
"Ach nein, solche Züchter denken sie wären was besseres mit ihren adeligen Katzen. Da lob ich mir meine Stubentiger, genau solche wollen die Leute auch haben / ich verstehe nicht warum die Leute unbedingt solche unnatürlichen und abartigen Züchtungen haben sollen, das ist doch krank! Hier ist alles Natur pur!"

...

Und der nicht informierte Käufer glaubt diesen ganzen Schwachsinn auch noch.

Vermehrer gehören verboten. 

Wenn es nach mir ginge, dann würde überall Kastrationspflicht herrschen, ausnahmslos und streng überwacht durch Tierärzte und Ämter (Katzen-Steuer und Kennzeichnungspflicht). Lediglich Züchter mit Fähigkeitsnachweis dürften züchten, müssten nur vom Gesundheitsamt überwacht werden. Es ist nicht schwer sich das nötige Wissen anzulernen und sich an die Regeln eines Vereins zu halten. So gäbe es genug Züchter um Rassekatzen nicht zu super-teuren Besonderheiten zu machen und solche gewissenlosen Vermehrer wie sie überall zu finden sind, würden endlich von der Bildfläche verschwinden. 
Genetische Krankheiten könnten endlich ausgemerzt werden. Die Tierheime wären nicht so mehr so wahnsinnig überfüllt, das Massentierelend würde sich stark verkleinern. Züchter und Tierschützer könnten Hand in Hand arbeiten.

Mein Traum ist utopisch, ich weiß. Traurig aber wahr, dieser Szenario wird niemals eintreten, so lange Tiere nichts wert sind in den Augen der breiten Masse.


Aber einen kleinen Teil können wir alle beitragen:

Hört bitte damit auf, euch Mix-Kitten von Privat zu holen, egal ob von der netten älteren Nachbarin, dem angehenden Tiermessi, dem geldgierigen vereinslosen Züchter oder vom Bauernhof!

Geiz ist geil sollte niemals ein Argument beim Tierkauf sein!!
Rassekatzen gibts auch im Tierschutz, aber ansonsten eben für einen absolut angebrachten und erklärbaren Preis ab 500€ beim Züchter!! Kastraten teils für weniger, es müssen nicht immer Kitten sein!

Wenn ihr unbedingt Katzen "retten" wollt, dann gebt kein Geld für diese Tiere aus, sondern redet mit den Besitzern, dass ihr die Kitten nehmt, vorausgesetzt, die Elterntiere werden kastriert!! Vermehrer dürfen keinen Profit aus ihren Tieren schlagen!! Oder lasst den Tierschutz die Arbeit machen, auch wenn die Leute auch um ihre Existenz fürchten müssen.



Geht zum Tierschutz oder wenns was Bestimmtes sein soll, dann sucht euch einen seriösen Züchter.


Tragt diese Info bitte in die Welt, erzählt Freunden und Bekannten davon, klärt die Leute auf! Nur so kann sich langfristig etwas ändern.


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Alle doof außer ich - Does und Dont's der Katzenanschaffung.
Anschaffungsfibel I - Katze finden/zugelaufen/klauen

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Anschaffungsfibel III - Wozu Papiere? oder: Ist meine Katze adlig?

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